Mehr als satt und sauber – Alte Menschen und ihre Pfleger
Stress, harte Arbeit, wenig Geld, all das bringt viele Altenpfleger oft an die Grenzen. Sie wollen sich kümmern und haben doch kaum Zeit für ihre Schützlinge. Die vorgeschriebene Minutentaktung der Pflege lässt nichts anderes zu als “satt und sauber”., “Wir sind der Lichtblick des Tages und bringen Leben in die Bude”, sagt Markus (46), Altenpfleger aus Frankfurt. Trotz Belastung und schlechter Bezahlung will er nichts anderes machen. Stress, harte Arbeit, wenig Geld, all das bringt viele Altenpfleger oft an die Grenzen. Sie wollen sich kümmern und haben doch kaum Zeit für ihre Schützlinge. Die vorgeschriebene Minutentaktung der Pflege lässt nichts anderes zu als “satt und sauber”. “Wir sind angewiesen, uns nur um die körperlichen Bedürfnisse zu kümmern”, sagt Carmen (52) aus Erfurt. “Dabei fehlt den Patienten vor allem Nähe und Zuwendung – mehr als alles andere.” Carmen arbeitet in einem Pflegeheim in Arnstadt. “Ich weiß nicht, ob es die Dankbarkeit ist, die mir jeden Tag entgegengebracht wird, oder einfach das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun, was mich in dem Job hält. Obwohl die Arbeit wirklich immer anstrengender wird.” Markus ist bei einem mobilen Frankfurter Pflegedienst. Oft sind die pflegebedürftigen Patienten frustriert, schwach oder verwirrt. Aber es gibt auch einige, die sich tapfer in Selbstdisziplin versuchen. Eines haben fast alle gemeinsam – sie sind einsam. Oft haben sie niemand anderen als den Pfleger. Für den Pfleger sind es viel zu viele Patienten, es bleibt zu wenig Zeit für den Einzelnen. Mit manchen Alten ist die Beziehung eng, so wie mit Carl (85), einem Rentner aus Bornheim. Mit ihm hat Markus früher, lange bevor er sein Patient wurde, in der Eckkneipe Fußball geguckt. Sie sind beide HSV-Fans, “da muss man zusammenhalten, hier in Frankfurt”, lacht Markus. Carl ist auch einer der wenigen Patienten, den er duzt. “Ansonsten”, so Markus, “ist es wichtig, den alten Menschen mit Respekt und Würde zu begegnen, sich immer wieder zu vergegenwärtigen, dass sie alle einmal viel geleistet haben, dass sie Persönlichkeiten sind. Kein Grund, sie anders als andere zu behandeln.”. Als Carl plötzlich stirbt, nimmt Markus das richtig mit. Auch weil er sieht, dass es niemanden gibt, der sich nach dem Tod des alten Mannes um die Beerdigung kümmert. Es gibt nur entfernte Angehörige. Keiner kann oder will die Bestattung bezahlen. So bleiben Carls sterbliche Überreste im städtischen Bestattungsinstitut, solange, bis die Kostenfrage geklärt ist. Vier Monate später hat Markus die Spur verloren, weiß nicht, ob Carl inzwischen anonym beigesetzt wurde.