Palast Serbiens, Belgrad
Der Bau des Palastes Serbiens in Belgrad geht auf einen Befehl von Marschall Tito zurück, der ihn 1947 als “Palast der Föderation” für die jugoslawische Staatenvereinigung und als Manifestation seines eigenen sozialistischen Wegs anordnete. 1961 wurde das Gebäude mit dem internationalen Gipfel der blockfreien Staaten eröffnet, zu denen Jugoslawien zählte. Der Wunsch nach politischer Unabhängigkeit von der UdSSR spiegelt sich in der Architektur des H-förmigen Gebäudes: In seinem Modernismus bleibt es unberührt vom Einfluss des stalinistischen Barocks. Überarbeitet und ausgeführt wurden die Pläne von Mihajlo Jankovic, der vom Bauhaus beeinflusst war. So wirkt der mit weißem Marmor verkleidete Bau in bester Lage über der Mündung der Save in die Donau auch heute noch zeitgemäß, vor allem von außen. Sein Inneres vermittelt durch die wertvollen Designermöbel und die komplett erhaltene Ausstattung der 60er Jahre eine zeitlose Eleganz. Jeder der großen Salons repräsentiert eine der ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken und weckt nostalgische Erinnerungen an die einstige sozialistische Föderation, die sich im Jahr 2006 endgültig auflöste, als sich nach dem 15 Jahre andauernden stetigen Zerfall Jugoslawiens schließlich auch noch Montenegro von Serbien abspaltete. Serbien gab sich damals eine neue Verfassung und distanzierte sich symbolisch von seiner jugoslawischen Vergangenheit. Der Palast war nun völlig überdimensioniert, und viele der 744 Büroräume stehen seitdem leer. Für die Öffentlichkeit ist das größte Gebäude Belgrads trotz seiner Museumsqualitäten nicht zugänglich.