Mallorca
Sie ist der Inbegriff des Massentourismus: die Baleareninsel Mallorca. 80 Prozent des Bruttoinlandproduktes werden im Hotel- und Dienstleistungsgewerbe erwirtschaftet, nur noch fünf Prozent in der Landwirtschaft. Mallorca ohne Urlaubsgäste, das wäre nicht denkbar. Aber vielleicht haben gerade deswegen die Mallorquiner ihre Eigenarten bewahrt und pflegen sie, um sich so ihrer Identität zu vergewissern. Vor allem in den Ebenen im zentralen Binnenland, in dem das Leben bis heute – außer an Markttagen – kaum vom Tourismus geprägt ist und in den entlegenen Bergregionen sind die Einheimischen bis heute oftmals unter sich. Im Film werden an einigen Beispielen die Besonderheiten des Insellebens gezeigt. Die Protagonisten stehen im Spannungsfeld zwischen Tourismus und Alltagsleben: der Puppenspieler, der Viehzüchter, der eine einheimische Schweinerasse wiederbelebt, der Pianist aus der Kartause von Valldemossa und der Arzt, der Einheimische, Zugezogene und Urlauber gleichermaßen zu seinen Patienten zählt., “Putzfraueninsel”, Betonburgen, Ballermann: Mallorcas Image ist in mancher Hinsicht negativ behaftet. “mareTV” ergründet den Charme der größten Baleareninsel jenseits von Tourismustrubel und Rambazamba. So erschließt sich das “wahre” Mallorca am besten über echte Mallorquiner: Manolo Barahona, TV-Angelexperte vom lokalen Inselsender IB3 steht vor der schwierigsten Aufgabe des Jahres. Der Raor hat Saison, der teuerste Fisch auf der Insel. Manolo soll ihn erst vor die Kamera und dann in die Pfanne kriegen. Die Sache hat nur einen Haken, der kleine Fisch mit den Piranhazähnen will einfach nicht ins Fernsehen. In den ersten Monaten des Jahres verwandelt sich Mallorca in ein Meer aus Mandelblüten. Rund sieben Millionen Mandelbäume gibt es auf der Insel, einst angepflanzt als Ersatz für abgestorbene Weinreben. Doch jetzt sind auch die Mandelbäume bedroht. Das Feuerbakterium breitet sich immer weiter aus, vor allem auf den großen Plantagen. Der Bauer Biel Torrens will Mallorcas Mandelbäume und die Früchte mit einer kleinen Bioplantage und sanften Erntemethoden retten. Er schüttelt die Mandeln von Hand statt mit dem maschinellen Rüttler vom Baum. Cap de Formentor ist der nördlichste Punkt Mallorcas. “Treffpunkt der Winde” nennen ihn die Mallorquiner. Steine spielten in der felsigen und rauen Gegend schon immer eine ganz besondere Rolle. Die berühmten Steinschleuderer, die Foners, kämpften einst für die Heere Roms und Karthagos. Die Foners von heute messen sich nur noch bei Sportwettkämpfen. Altmeister Diego Camuñas fertigt seine Steinschleudern selbst, geflochten aus den Fasern der Agave. Jaume Gual hängt mal wieder über der Bordwand des Patrouillenbootes und schaut in die Röhre. Erwischt: ein Falschparker zur See! Der Motorboot-Tourist hat seinen Anker mitten in einer Seegraswiese gesetzt. Das gibt einen Buchtverweis und ein saftiges Bußgeld. Vor Mallorca finden sich die größten Neptungraswiesen im Mittelmeerraum. Sie gelten als “Lunge des Meeres” und die wird durch rücksichtslose Touristen gefährdet. Vor einigen Jahren hat Francisco Pizá Bordoy seine Strandbar nahe Ses Salines eröffnet. Wer einen solchen Chiringuito betreibt, ist auch für den gesamten Strandbetrieb verantwortlich. Er muss Rettungsschwimmer beschäftigen, den Sand sauber halten, ausreichend Toiletten und natürlich Liegen aufstellen. Kurzum: für totale Entspannung bei den Gästen sorgen.