Die heiligen Quellen
Der südliche Quellfluss des Amur, der Cherlen, schlängelt sich durch die größte Graslandschaft der Welt, die mongolische Steppe unweit der Wüste Gobi. Dort durchstreifen eine Million Mongoleigazellen und riesige Viehherden die kalte und trockene Savanne. Es erscheint unerklärlich, wie ein so riesiger Wasserlauf eine derart trockene Landschaft durchfließen kann. Seine fruchtbaren Ufer werden von zahlreichen Vogelarten bevölkert, darunter Jungfernkraniche zur Paarungszeit und Zugvögel auf der Durchreise nach Indien. Steppenadler jagen Murmeltiere, und Wölfe lauern auf Gazellen, während sich die Rabengeier auf die Reste freuen. Nomaden schlagen ihre Zelte entlang des Cherlen auf, da sie nur im Fluss Wasser zum Tränken ihrer Pferde, Kühe und Schafe finden. Doch oft trocknet der Fluss aus, so dass Tiere und Nomaden in Richtung des nördlichen Zuflusses Onon ziehen müssen., Der bedeutendste von unzähligen Zusammenflüssen des riesigen Amur-Systems ist jener der beiden Quellflüsse des Amur. Der nördliche und der südliche Zweig des oberen Amur fließen vor ihrer Vereinigung durch dichte Wälder. Hier wirken sie wie ein Paar verwechselbarer Zwillinge, doch die weitere Reise flussaufwärts in die Mongolische Steppe und Bergwelt zeigt: Die beiden könnten unterschiedlicher nicht sein.