Auf der Seeseite – Die Medikamentenversuche von Münsterlingen

Lang:
Mins :
Directed By :

Elisabeth Ravasio war gegen ihren Willen als 15-jähriges Mädchen von 1959 bis 1961 in der Psychiatrischen Klinik Münsterlingen interniert. Sie wurde mit Lederriemen ans Bett fixiert und ruhig gespritzt, die Nase wurde ihr so lange zugehalten, bis sie Pillen schluckte. Einmal wurde sie einer zehntägigen Schlafkur unterzogen. Sie erinnert sich noch heute, wie unter Patienten die Rede davon war, sie seien alle Versuchskaninchen. Roland Kuhn verantwortete die Medikamentenversuche in der Klinik und testete ab der zweiten Hälfte der 1940-er Jahre Dutzende von Medikamenten an Hunderten von Patienten. 1956 beispielsweise war es der Wirkstoff Imipramin. Er wurde an über 300 Patienten mit verschiedensten Diagnosen ausprobiert. Dabei beobachtete Roland Kuhn die antidepressive Wirkung des Wirkstoffes. Geigy brachte das Arzneimittel 1958 unter dem Namen Tofranil auf den Markt. Es ist bis heute erhältlich. Und Roland Kuhn ging als Entdecker in die Geschichte ein. Der Film von Liz Horowitz zeigt, welchen Stellenwert Medikamentenversuche vor über 50 Jahren in der Psychiatrischen Klinik Münsterlingen hatten. Ehemalige Weggefährten von Roland Kuhn schildern, wie in den 1960- und 1970-er Jahren der Klinikalltag aussah. Auch ehemalige Patienten kommen im Film zu Wort. Mehr als 50 Jahre nachdem sie aus der Klinik entlassen wurde, bricht die 74-jährige Elisabeth Ravasio ihr Schweigen. Sie erzählt, was ihr in der Klinik angetan wurde. Ein weiterer ehemaliger Patient schildert, wie er als Jugendlicher in Münsterlingen haufenweise nicht zugelassene Medikamente erhielt. Eine Gruppe Historiker untersucht derzeit im Auftrag des Kantons Thurgau die Medikamentenversuche in Münsterlingen. Die Leiterin kommt zum Schluss, dass es damals keine klare Grenze zwischen Therapie und Forschung gab. Hatte Roland Kuhn Patienten und Angehörige um ihre Einwilligung gefragt? Hatte er die Versuche ohne ihr Wissen durchgeführt? Ob Roland Kuhn gegen Regeln verstiess, als er während Jahrzehnten hunderten von Patienten Medikamente zu Versuchszwecken verabreichte, ist eine zentrale Frage der Forschungsgruppe., Bis 1980 führte Roland Kuhn Medikamentenversuche an der Psychiatrischen Klinik Münsterlingen durch. Über Jahrzehnte wurde er als Entdecker des ersten Antidepressivums gefeiert. Nach seinem Tod 2005 geriet der langjährige Oberarzt und spätere Direktor der Klinik ins Kreuzfeuer der Kritik: Hatte er Patienten und Angehörige um Einwilligung gefragt? Oder hatte er die Versuche ohne ihr Wissen durchgeführt? Elisabeth Ravasio war gegen ihren Willen als 15-jähriges Mädchen von 1959 bis 1961 in der Psychiatrischen Klinik Münsterlingen interniert. Sie wurde mit Lederriemen ans Bett fixiert und ruhig gespritzt, die Nase wurde ihr so lange zugehalten, bis sie Pillen schluckte. Einmal wurde sie einer zehntägigen Schlafkur unterzogen. Sie erinnert sich noch heute, wie unter Patienten die Rede davon war, sie seien alle Versuchskaninchen. Roland Kuhn verantwortete die Medikamentenversuche in der Klinik und testete ab der zweiten Hälfte der 1940er-Jahre Dutzende von Medikamenten an Hunderten von Patienten. 1956 beispielsweise war es der Wirkstoff Imipramin. Er wurde an über 300 Patienten mit verschiedensten Diagnosen ausprobiert. Dabei beobachtete Roland Kuhn die antidepressive Wirkung des Wirkstoffs. Geigy brachte das Arzneimittel 1958 unter dem Namen Tofranil auf den Markt. Es ist bis heute erhältlich. Und Roland Kuhn ging als Entdecker in die Geschichte ein. Der Film zeigt, welchen Stellenwert Medikamentenversuche vor über 50 Jahren in der Psychiatrischen Klinik Münsterlingen hatten. Ehemalige Weggefährten von Roland Kuhn schildern, wie in den 1960- und 1970er-Jahren der Klinikalltag aussah. Auch ehemalige Patienten kommen im Film zu Wort. Mehr als 50 Jahre, nachdem sie aus der Klinik entlassen wurde, bricht die 74-jährige Elisabeth Ravasio ihr Schweigen. Sie erzählt, was ihr in der Klinik angetan wurde. Ein weiterer ehemaliger Patient schildert, wie er als Jugendlicher in Münsterlingen haufenweise nicht zugelassene Medikamente erhielt. Eine Gruppe Historiker untersucht im Auftrag des Kantons Thurgau die Medikamentenversuche in Münsterlingen. Die Leiterin kommt zum Schluss, dass es damals keine klare Grenze zwischen Therapie und Forschung gab.

Trending / Upcoming

Latest Trailers :