Brecht | Das Einfache, das schwer zu machen Ist (2/2)

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Das Einfache, das schwer zu machen Ist (2/2)

Die Schweiz wollte Brecht, den staatenlosen Rückkehrer aus dem Exil, nicht behalten, Westdeutschland ihn anscheinend nicht haben. Da kam ein Angebot aus dem sowjetischen Sektor Berlins gerade recht. Die “Mutter Courage” soll es sein, am “Deutschen Theater”. Zwischen den Trümmern der zerbombten Reichshauptstadt, das passt. Die Überlebenden des großen Krieges sollen sehen, wie sie selber vor kurzem noch waren. Die Marketenderin Courage setzt auf das Geschäft mit dem Krieg, aber sie verliert alles. Die kleinen Leute verlieren immer. Aber die Courage lernt nichts daraus, sie zieht weiter. “Das Frühjahr kommt …” Mit Helene Weigel in der Titelrolle wird die Aufführung ein überwältigender Erfolg. Brecht und Helene Weigel packen in Berlin-Weißensee endlich das Fluchtgepäck aus: die Stücke, die er aus dem Exil mitgebracht hat. Der Staat will ihm großzügig ein eigenes Ensemble finanzieren, da kann er endlich sein Theater der Zukunft im Spiel erproben. Helene Weigel soll die Intendantin werden, und sie wird diese Aufgabe großartig erfüllen. “Sie war die Mutter von das Ganze! Ja, das war sie. Und alles Unangenehme hat sie gemacht, sie hat Brecht alles aus dem Weg geräumt.” So erinnert sich die Schauspielerin Regine Lutz. Die SED-Kulturbürokratie betrachtet das Brecht-Projekt allerdings von Anfang an mit Misstrauen; wie Sozialistischer Realismus nach Moskauer Art sieht das nicht aus, was sich da auf der Bühne abspielt. Brecht will die Ursachen der “deutschen Misere” aufgraben. Im “Hofmeister” nach einer Komödie des Sturm und Drang muss sich der Hauslehrer einer Adelsfamilie buchstäblich kastrieren, um in der feudalistischen Gesellschaft seinen niedrigen Platz behalten zu dürfen. Am Ende heißt es: “Gebrochen ist sein Rückgrat. Seine Pflicht / Ist, dass er nun das seiner Schüler bricht.” Brecht klagt den deutschen Untertanengeist an, und der ist auch im Arbeiter- und Bauernstaat nicht ausgestorben. Brechts Assistent Egon Monk soll Goethes “Urfaust” inszenieren, aber Brecht rückt selber immer näher an die Bühne heran. Die junge Käthe Reichel, das Gretchen, hat es ihm angetan. Sie ist einige Zeit seine Favoritin. Bis auch sie sich von ihm vernachlässigt fühlt und leidet. “Ein Prometheus, der den Göttern das Feuer entreißen will? Aber nicht die Spur! Das ist ein engbrüstiger Professor, ein hilfloser Gernegroß, ein Psychopath!” Bei dieser Faust-Figur platzt der SED der Kragen., „Das Einfache, das schwer zu machen ist”, so beschreibt Brecht in seinem Stück “Die Mutter” den Kommunismus. Im zweiten Teil der Doku-Fiktion erleben wir den deutschen Dramatiker nach seiner Rückkehr aus dem Exil als Regisseur am Berliner Ensemble, voller Witz und Einfälle. Er ist zunächst Gastregisseur am Deutschen Theater, wo er mittels seiner Arbeit auch die „Knechtseligkeit” und den Untertanengeist der Deutschen als Ursache des Faschismus untersucht. Seine Frau Helene Weigel ist dort nicht nur Schauspielerin, sondern übernimmt auch die organisatorische Verantwortung. Die interviewten Zeitzeugen sind sich einig: Ohne sie hätte es das Ensemble so nicht gegeben. Auch weil der unbequeme Autor Brecht, der sich nicht an die Vorgaben der Kulturpolitik hält, von den Entscheidungsträgern der DDR kritisch beobachtet wird. Ein Wendepunkt für den Künstler werden die Tage um den 17. Juni 1953. Ein Aufstand von Arbeitern in einem Arbeiterstaat ist ein Widerspruch, der nach den Regeln des Marxismus nicht vorkommen dürfte. Weshalb dieser vonseiten der Regierung mit Gewalt niedergeschlagen wird. Noch am gleichen Tag versendet Brecht mehrere Solidaritätsbekundungen, darunter auch eine an den stellvertretenden Ministerpräsidenten Walter Ulbricht. Ein aus dem Kontext gelöster Ausschnitt dieses Briefs wird wenige Tage später in der Zeitung veröffentlicht und diskreditiert Brecht nachhaltig. Im Westen boykottieren daraufhin mehrere Bühnen Brechts Werke. Im Osten kommt es nicht zu der von dem Dramatiker erhofften „großen Aussprache” mit den Arbeitern. Dennoch glaubt Brecht weiterhin, die Menschen mit seinen Werken erreichen zu können, und kämpf für seine Vision eines neuen, in die Wirklichkeit eingreifenden Theaters …

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