Ganz unten – Ein Ort im Jura, wo Scheitern erlaubt ist

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Zuhinterst in einem Juratal, am Rande der Gesellschaft, dort liegt das «Hospice» von Sonvilier: ein Heim für 100 Männer und Frauen, die meisten alkoholkrank, andere mit psychischen Problemen. Alle haben schon zahlreiche Therapien hinter sich., Zuhinterst in einem Juratal, am Rand der Gesellschaft, liegt das Hospice von Sonvilier: ein Heim für 100 Männer und Frauen, die meisten alkoholkrank, andere mit psychischen Problemen. Sie alle haben schon zahlreiche Therapien hinter sich, sind durch eine Reihe von Anstalten und Kliniken gegangen – vergebens, der Alkohol und die anderen Probleme waren stärker. Jetzt gelten sie als austherapiert. Im Hospice Le Pré-aux-Boeufs versucht niemand mehr, aus ihnen andere, bessere Menschen zu machen. Hier erhalten sie in einem kontrollierten Ausschank Alkohol und sind so, wie sie sind: manchmal deprimiert, regelmäßig durstig, aber auch zufrieden und gelegentlich sogar lustig. “Man will eine saubere Schweiz – ohne so Typen wie mich”, sagt der 57-Jährige, der nun seit 17 Jahren im Hospice lebt. Er hat Recht. Die Pensionäre von Sonvilier, oft auffällige, eigenwillige Menschen, würden das Stadtbild stören, könnten auf dem Dorfplatz die Bürgerinnen und Bürger erschrecken. So sind sie hierher gelangt, meist unfreiwillig, durch einen Behördenentscheid, eine sogenannte fürsorgerische Unterbringung: wegen Eigen- oder gar Fremdgefährdung. Was sind das für Menschen, die teils seit Jahrzehnten hier leben? Filmemacher Beat Bieri hat sie während eines Jahres immer wieder getroffen: den 69-Jährigen, der täglich das Gelände reinigt und vor seinem Sturz ins Bodenlose während 38 Jahren ein erfolgreicher Unternehmer war, den Organisten, der seinen Kummer nach der Scheidung in Alkohol ertränkte oder die 40-jährige Baumalerin, die in der Lehrzeit auf den Baustellen mit dem Trinken anfing und seither nicht mehr davon loskam – und heute auch nicht mehr davon loskommen will. Sonvilier wurde wegen der Alkoholabgabe lange Zeit argwöhnisch betrachtet. Ist das nicht eine Kapitulation? Vielleicht, aber vor allem verrät es eine realistische Sicht auf das Leben jener Menschen, die nicht mehr aus ihrer Sucht herausfinden – trotz zahlreicher teurer Therapien. Das Hospice ist ein menschenfreundlicher Ort, so menschenfreundlich, wie es die Umstände erlauben, einer der wenigen Orte auf der Welt, wo das menschliche Scheitern eingestanden wird. Hier macht man sich nichts mehr vor, es besteht keine Notwendigkeit dazu. Und irgendwie bringt das etwas Leichtigkeit in die Schwere.

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